HAPPY HAZELNUT
  • Home
  • news
  • Engagement
    • Transparenz
    • Zertifizierung
    • Unterstützung Bauern
    • Happy House
    • Innovative Erntemethoden
    • Zusammenarbeit
  • Menschen
  • Stiftung
  • Mitglieder
  • Kontakt

Unsere Neuigkeiten.

Innovatives Pilotprojekt mit Erntenetzen, Interview mit Agronom Mesut Karsli

15/5/2020

 
Der Anbau von biologischen Haselnüssen ist mit viel Handarbeit verbunden, was im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft zu höheren Produktionskosten führt. Die Bauern sind daher immer auf der Suche nach Lösungen, um die Profitabilität des Bio-Anbaus zu steigern. Happy Hazelnut möchte sie dabei tatkräftig unterstützen.
 
Aus diesem Grund haben Işik Tarim & Varistor AG im vergangenen Jahr gemeinsam ein innovatives Pilotprojekt lanciert, um die Verwendung von Erntenetzen beim Ernten der Haselnüsse zu testen. Statt die Haselnüsse vom Boden aufzusammeln, werden Netze in den Plantagen ausgebreitet, die die Nüsse auffangen. Ziel der Netzte ist es, die biologische Haselnussproduktion effizienter und kostengünstiger zu machen und gleichzeitig die Qualität der Haselnüsse zu verbessern.
 
In der Türkei setzt ein junges und motiviertes Team von Agronomen dieses Projekt zusammen mit den Happy Hazelnut Bauern um. Wir haben mit Mesut Karsli (24) gesprochen, verantwortlicher Agronomen bei Işik Tarim, der mit grosser Leidenschaft an der Einführung dieser neuen Erntemethode in der Türkei arbeitet.
Mesut, wie seid Ihr auf die Idee den Erntenetzen gekommen?

In unserer Arbeit mit Produzenten führen wir regelmässig Gespräche, um zu erfahren, welche Probleme sie haben und wie wir unsere massgeschneiderten Programme auf ihre Bedürfnisse abstimmen können. Während unserer Diskussion mit Happy Hazelnut Bauern aus vier verschiedenen Städten haben sie immer wieder über ihre Unzufriedenheit mit den traditionellen Erntemethoden erzählt. Dies hatte hauptsächlich mit der vielen Handarbeit zu tun, die nicht nur mit hohen Kosten für Erntehelfer, sondern auch mit viel Koordinationsaufwand verbunden ist. Einzelne Bauern haben seit Jahren verschiedene neuen Erntepraktiken getestet. Es wurden zum Beispiel spezielle Erntemaschinen entwickelt, die aber in den hügeligen Plantagen nicht funktionierten und viel Wartung und technisches Know-how erforderten. Einige der Landwirte haben dann begonnen mit Erntenetzen zu experimentieren, die sie bereits von den Olivenhainen in der Türkei kannten. Diese Netze waren jedoch im Haselnussanbau unbekannt und mussten anders angewendet werden. Uns wurde klar, dass die Weiterentwicklung dieser Methode für die Haselnussplantagen eine konkrete und langfristige Wirkung auf den gesamten Sektor haben könnte.
War es schwierig, die Produzenten zur Teilnahme am Pilotprojekt zu motivieren?
 
Ja. Es war vor allem schwierig, diejenigen Produzenten zu motivieren, die noch nie zuvor Erntenetze verwendet hatten. Das ist aber ganz normal. Die Bauern wollen immer zuerst mit eigenen Augen sehen was funktioniert, bevor sie Ratschläge umsetzen. Wir haben deshalb in zwei ausgewählten Dörfern Bauernversammlungen organisiert, um zu zeigen, wie Erntenetze funktionieren. Das grösste Hindernis für die Teilnahme und den Kauf der Netze waren die Investitionskosten. Wir konnten dieses Problem lösen, indem wir den Produzenten zinslose Kredite zur Verfügung stellten. Das Geld muss erst nach zwei Jahren zurückgezahlt werden, was genau der Payback-Dauer der Investition entspricht. Das heisst, die Bauern zahlen mit dieser Regelung nur genau so viel zurück, wie sie an Erntekosten sparen. Dies motivierte sieben Bauern, am Pilotprojekt 2019 teilzunehmen. Sie kauften die Netze und testeten sie auf ihren Plantagen.

Was hat den Bauern an der Ernte mit Erntenetzen gefallen?
 
Vieles! Erstens geht das Ernten viel schneller. Zweitens schätzen sie die Flexibilität hinsichtlich des Erntezeitpunktes, denn die Haselnüsse fallen auf die Netze, nicht auf den Boden. Sie werden so qualitativ nicht beeinträchtigt, auch wenn sie längere Zeit auf dem Boden liegen bleiben. Die Ernte kann effizienter und zeitlich flexibler, beispielsweise mit Familienmitgliedern, durchgeführt werden. Unabhängig davon, ob bereits Wanderarbeiter verfügbar sind oder nicht. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Haselnussbäume während der Ernte nicht beschädigt werden und nach der Ernte keine Haselnüsse im Gras am Boden zurückbleiben. Schliesslich müssen die Produzenten den Vortrocknungsprozess an der Sonne (insgesamt 2-3 Tage) nicht durchführen, was wiederum Arbeit und Zeit spart. Aus meiner Sicht ist aber das Beste an unserem Pilotprojekt aber, dass die Bauern durch diese positive Erfahrung nun noch mehr Netze kaufen möchten und all ihren Nachbarn empfohlen haben, dasselbe zu tun.
 
Wie könnte sich diese Methode möglicherweise auf die Wanderarbeiter und ihre Kinder auswirken?
 
Die Ernte ist jetzt sicherer, ergonomischer und schneller. Wenn weniger erwachsene Arbeitskräfte eingesetzt werden müssen, um die Ernte zu bewältigen, können die Erntehelfer eine grössere Fläche bearbeiten. Dies erlaubt uns zusätzliche Produzenten ins Happy Hazelnut Programm aufzunehmen, ohne eine zweite Unterkunft für die Erntehelfer zu bauen.
Und die Arbeiter sind glücklich, weil sie weniger müde sind und keine Rücken- / Nackenschmerzen haben – denn mit Erntenetzen ist es nicht mehr nötig, jede einzelne Nuss vom Boden aufzulesen. In unserem Happy Hazelnut Programm bleiben Kinder im Happy House und werden dort betreut. Die Eltern kommen abends weniger müde und zufriedener nach Hause. So bleibt nach einem langen Arbeitstag noch Energie, um mit den Kindern zu spielen.
Wie überwacht ihr den Erfolg des Projekts?
 
Das Team von Işık Tarim bereitet zusammen mit den Wissenschaftlern der Universität der Ägäis ein dreijähriges Forschungsprojekt vor, um die positive Auswirkung der Erntenetze auf verschiedene Aspekte wie Qualität der Nüsse und die Produktionskosten zu analysieren. 2019 konnten durch die Durchführung einer Vorstudie erste Erfahrungen gesammelt werden. Wir haben zwei Analysen durchgeführt, einmal 2 Wochen nach der Ernte und ein zweites Mal 6 Monate nach der Ernte, um mögliche Qualitätsveränderungen der Nüsse zu vergleichen. Ausserdem haben wir die Arbeitskosten der verschiedenen Methoden in den Pilotplantagen berechnet und verglichen. Nächstes Jahr werden wir die Anzahl der Analysen erhöhen, um eine solide Datenbasis zu erhalten.
 
Wo steht das Projekt jetzt und was sind die nächsten Schritte?
 
Wir glauben, dass die Erntenetze das Potential haben, das Einkommen der Landwirte bedeutend zu erhöhen und zu einem nachhaltigeren Haselnusssektor beizutragen. Wir haben in diesem Jahr wertvolle erste Erfahrungen mit dieser neuen Methode gesammelt und fördern nun den Wissensaustausch zwischen den Bauern. Einige von ihnen haben bereits verschiedene Methoden getestet, wie die Netze am effizientesten und effektivsten auf dem Boden ausgebreitet werden können. Wir freuen uns darauf, das Projekt in der nächsten Erntesaison weiterzuführen. In den nächsten Wochen suchen wir weitere Bauern, die am Projekt teilzunehmen möchten. Wir werden sie mit all dem Wissen unterstützen, das wir durch diese erste Projektphase bereits gewonnen haben.
WEITERE INFOS

Comments are closed.

    Archiv

    Mai 2021
    Juni 2020
    Mai 2020
    September 2019
    März 2019
    Dezember 2018
    September 2018
    August 2018
    Oktober 2017
    Juli 2017
    April 2017
    November 2016
    September 2016
    April 2016
    Februar 2016
    November 2015
    Oktober 2015
    August 2015

©2020 Happy Hazelnut Stiftung               Impressum
Bild
  • Home
  • news
  • Engagement
    • Transparenz
    • Zertifizierung
    • Unterstützung Bauern
    • Happy House
    • Innovative Erntemethoden
    • Zusammenarbeit
  • Menschen
  • Stiftung
  • Mitglieder
  • Kontakt